Die Forderungen des VCS für den internationalen Bahnverkehr

Aus der Schweiz sind dank der zentralen Lage zahlreiche europäische Destinationen gut per Zug erreichbar. In einem Radius von bis 800 km – oder mit Nachtzug bis zu 1200 km – hat die Bahn grosses Potenzial, die attraktivere Option zu sein als das Flugzeug. Heute werden 81 Prozent aller Reisen im Flugzeug unternommen – was 20 Prozent des Klimaeffekts der Schweiz verursacht. Der Zug ist viel klimafreundlicher.

Doch damit der Zug für Reisen in Europa zur ersten Wahl wird, braucht es deutliche Verbesserungen. Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz sieht fünf Stossrichtungen für einen modernen europäischen Bahnverkehr:

1.      Einfache Buchungsprozesse

Mit wenigen Klicks Zugverbindungen durch ganz Europa finden, buchen – und mit einem einzigen (E-)Ticket reisen: Was im Flugverkehr seit Jahrzehnten Standard ist, muss auch im Bahnverkehr möglich sein. Doch weil die Verkaufssysteme der verschiedenen Bahngesellschaften oft nicht kompatibel sind, können durchgehende Tickets bis heute nur sehr eingeschränkt gekauft werden.

Der VCS –und rund 7000 Mitunterzeichnende – fordern den Bundesrat mit der Petition «1 Reise, 1 Ticket für ganz Europa» auf, sich gegenüber der EU für folgende Massnahmen einzusetzen:

  • Die EU führt den Standard «1 Reise, 1 Ticket» ein: Ein einziges Billet ist auf der gesamten Reise in allen Bahngesellschaften gültig. Dieser Standard funktioniert innerhalb der Schweiz mit über 240 Transportunternehmen schon lange.
  • Die Verkaufssysteme der verschiedenen Bahngesellschaften der EU-Länder werden möglichst rasch vollständig kompatibel gestaltet. Alle Transportunternehmen erhalten gegenseitig vollen Zugang zum Sortiment und können durchgängige Tickets ausstellen und kontrollieren.
  • Die EU schafft ein E-Ticket-System. Die Schweiz bietet aktiv Unterstützung an, indem die Schweiz ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit dem System «1 Reise, 1 Ticket» in der EU einbringt und den Wissensaustausch fördert.  

Die Petition «1 Reise, 1 Ticket für ganz Europa» wurde am 3. September 2020 mit ca. 6400 Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht.

Mehr zur Petition

2.     Mehr Nachtzüge

Die nahegelegenen Verkehrsknotenpunkte der Nachbarländer sind heute mit dem Zug gut erschlossen oder befinden sich im Ausbau: Paris, Mailand und München. Das begrüsst der VCS. Grosse Lücken gibt es im Nachtzugverkehr.

Der VCS hat mit einer Studie im Frühling 2019 gezeigt: Über zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung würden gerne öfters mit dem Nachtzug reisen, aber sie vermissen die nötigen Nachtzuglinien.

  • Es braucht Nachtzugverbindungen in all jene europäischen Metropolen, die am häufigsten aus der Schweiz angeflogen werden, jedoch weiter als sechs Stunden Zugfahrt entfernt liegen. Neben den Bestehenden sind dies mindestens: Amsterdam, Kopenhagen, Rom, Barcelona, Nizza und London.
  • Der Bund muss sich sowohl finanziell als auch durch Zielvorgaben im internationalen Bahnverkehr einbringen. Erwünschte, aber evtl. nicht kostendeckende Verbindungen sollen den SBB und ihren Kooperationspartnern finanziell abgegolten werden.

3.     Keine Privilegien für den Flugverkehr

Gegen die Billigfliegerei kann die Bahn kaum mithalten. Die tiefen Preise sind aber nur deshalb möglich, weil der Flugverkehr subventioniert wird: Er ist von der Mehrwertsteuer befreit, Fluggesellschaften bezahlen keine Mineralölsteuer auf Kerosin und die hohen externen Kosten werden der Allgemeinheit überlassen. Zudem geniessen viele Flughäfen – und derzeit auch Fluggesellschaften – finanzielle Hilfe. All das erschwert, dass die Bahn gegenüber dem Flugzeug konkurrenzfähig wird.

  • Der VCS fordert die Einführung der Flugticketabgabe
  • Die Flugbranche darf nicht länger von der Mineralölsteuer befreit und anderweitig subventioniert werden.
  • Die externen Kosten des Fliegens müssen vollständig internalisiert werden. 

4.     Unterstützung für die Bahn

Beim internationalen Schienenpersonenverkehr gilt in der Schweiz der Anspruch, dass er kostendeckend betrieben werden muss. Gleichzeitig wird er finanziell stark belastet, zum Beispiel durch die Trassenpreise, der Gebühr für die Nutzung der Schieneninfrastruktur. In der Schweiz wie in ganz Europa muss die Bahn als klimafreundliche Reisemöglichkeit stärker gefördert werden. Tiefere Gebühren würden internationale Bahnreisen wesentlich vergünstigen. Gerade die Nachtzüge verursachen geringe Kosten an der Infrastruktur, da sie durch die geringere Fahrgeschwindigkeit die Schienen weniger abnutzen.

  • Die Trassenpreise für den internationalen Personenverkehr müssen sinken, insbesondere für die Nachtzüge.
  • Der Bundesrat soll weitere Massnahmen prüfen, um die Verkehrsverlagerung vom Flug zur Bahn zu fördern.

5.     Bessere Kundenfreundlichkeit

Weil international oft einzelne Strecken unabhängig voneinander gebucht und nicht als durchgehende Reiserouten verstanden werden, werden Anschlüsse nicht garantiert. Ein Anrecht auf eine alternative Möglichkeit zur Weiterreise besteht in Europa erst ab Verspätungen von über einer Stunde – eine Reise kann jedoch bereits mit geringerer Verspätung scheitern.

Die Bahn muss in Bezug auf die Kundenfreundlichkeit und den Service gegenüber dem Flugverkehr dringend aufholen. Es braucht mehr Kreativität und Kundenorientierung, um das Bahnreisen in Europa attraktiv und verlässlich zu machen.

  • Die Bahnunternehmen müssen auf den europäischen Hauptreiserouten garantieren, dass die Anschlüsse gewährt sind – oder die Weiterreise auf der nächsten Verbindung ermöglichen.
  • Es braucht gezielte Angebote, die das Zugfahren attraktiver machen: zum Beispiel ein Gepäckservice für internationale Reisen.

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