Alle Wege führen nach Rom – aber fast so viele auch nach Polen

Mit einer Studienreise mit der Fachhochschule und mehreren folgenden Reisen auf eigene Faust durch das Land sind wir über insgesamt vier Bahn-Grenzübergänge und mit sieben verschiedenen Zuglinien hin und zurück gefahren. Die «Low Hanging Fruit» darunter – den direkten Nachtzug von Basel über Warschau nach Moskau – gibt es leider schon länger nicht mehr. Unter 24 Stunden geht es aber noch immer – hier die Stichworte zu unserer letzten Reise.

Hinfahrt ab Zürich mit dem direkten Schlafwagen nach Prag. «Richtiges Bahnfahren», wie meine Kollegen von den SBB meinen – der Wagen an zwei Nachtzügen mit anderen Zielen und zuletzt an einem Regioexpress, der zwischen Linz und Budweis an jeder Milchkanne hält – seither wurde der Trägerzug offenbar zum EC upgegradet und hat jetzt sogar einen Speisewagen fürs Frühstück! Das morgendliche Aufwachen ist gemütlich, der Zug gondelt durch die südböhmische Landschaft und hinein in die Hauptstadt Prag, die wir am späteren Vormittag erreichen. Wir wechseln den Bahnhof zu Fuss, denn unser nächster Zug fährt ab dem historischen Bahnhof Masarykovo weiter. Frisch gestärkt dank dem Burger-Laden gleich daneben gondeln wir mit dem Regio-Express durch das Hinterland weiter nach Tanvald im Riesengebirge. Eisenbahnromantik pur! Leider haben sich die tschechischen Bahnen genau in jenem Herbst entschieden, die Bergstrecke instand zu setzen – deshalb bringt uns am Ende ein Ersatzbus parallel zur spektakulären «Zackenbahn» hoch nach Harrachov und über die polnische Grenze nach Szklarska Poręba. Der Bus ist immerhin gut organisiert, und noch vor dem Abendessen (und knapp 21 Stunden nach der Abfahrt in Zürich) können wir unser Hotelzimmer beziehen.

Es folgen ein paar herbstliche Wandertage im Riesengebirge (wobei wir auch die Fahrt zumindest über den polnischen Teil der Bergstrecke nachholen), eine Woche in Wrocław und ein paar Tage in Przemyśl (vor dem Ukraine-Krieg hierzulande wohl weitgehend unbekannt, aber auch ein Besuch wert!) Die Bahnfahrten dazwischen sind unspektakulär. Wie immer in Polen fällt der Kontrast zwischen Top-Bahnhöfen nach neusten Standards und uralter, mehr oder auch weniger gewarteter, aber immer sehr sauberer Infrastruktur auf. Und der gute Speisewagen, in dem das «Schabowy» (panierte Schnitzel) immer noch frisch gebraten wird. Leider auch die über die letzten 10 Jahren zunehmende Skepsis gegenüber Fremden, und insbesondere Deutschsprachigen, vor allem auf dem Land…

Rückfahrt diesmal mit dem Euronight, der Przemyśl mit Berlin verbindet. Kurz nach 18 Uhr – der Zug kommt schon 20 Minuten zu spät aus dem Gleisfeld – begrüsst und der Schlafwagenbegleiter, der die Nacht vor allem am Fenster stehend und rauchend verbringen wird, in seinem Reich. Das Frühstück – oder korrekt: Das übliche 7-Days-Croissant – liegt schon bereit, und die Wahl «Tee oder Kaffee» ist schnell getroffen. Die übrige Kommunikation beschränkt sich auf die morgendliche Info zusammen mit dem Tee, dass wir wahrscheinlich etwa eine Stunde zu spät in Berlin seien. Damit haben wir natürlich gerechnet, und genug Übergangszeit zu unserem ICE eingeplant. Doch zuerst geniessen wir die letzten Stunden im alten Schlafwagen am offenen Fenster. Eingeplant wäre auf der Linie eigentlich ein klimatisiertes Fahrzeug – der Komfort in unserem geräumigen Wagen aus DDR-Produktion ist zwar punkto Laufruhe etwas weniger gut, dafür gibt es auch bei den langen Aufenthalten im Rangierbahnhof frische Luft, und vor allem sehr viel Platz im Abteil. Zum ICE gibt es nicht viel neues zu berichten – eigentlich ein schöner Zug, aber auch jetzt wieder zu voll (2 Wagen defekt), und zu spät (Anschluss in Mannheim verpasst). Wer etwas mehr Pünktlichkeit zu schätzen weiss, kann ab Krakau auch den Nachtzug nach Wien und den Railjet zurück in die Schweiz nehmen – das geht auch wunderbar auf! 

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