Ukraine und Moldawien mit dem Velo

Autor: Walter Züst

Wo: Osteuropa

Reiseroute:

  • Mit dem Zug: Feldkirch - Debrecen
  • Mit dem Velo: Rumänien - Ukraine - Moldawien - Slowakei
  • Mit dem Zug: Rückreise Wien - Feldkirch

Dauer: 26 Tage total

Verkehrsmittel: Zug, Velo

Kosten der Zugreise: 217 CHF

Komfortable Bahnreise

Bisher hatte ich in den Nachtzügen immer Couchette gebucht, diesmal leistete ich mir mit 76 Jahren zum ersten Mal einen Schlafwagenplatz von Feldkirch nach Budapest, das ist bei ÖBB gar nicht viel teurer. War das komfortabel! Mein im Tranzbag eingepacktes Rennvelo (geht überall in Europa als Reisegepäck durch) hatte in den Couchettewagen immer für viel Ärger gesorgt, im vollbesetzten Dreier-Schlafwagenabteil war so viel Platz, dass ich mein Velo einfach hineinstellen konnte, ohne dass die Mitreisenden beeinträchtigt wurden. Eine breite, bequeme Matratze, ein Duvet (!), ein schmackhaftes Frühstück: So sollten Ferien immer beginnen.

Da in Ungarn das Velofahren ausserorts auf den meisten Strassen verboten ist, nahm ich in Budapest den IC nach Debrecen an der Grenze zu Rumänien; nach nur 13 Stunden Anreise konnte meine Velotour in den wilden Osten beginnen.

Durch Rumänien bin ich schon mehrmals mit dem Velo gefahren, Siebenbürgen und die Karpaten sind jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Nach acht Tagen kam ich an die Grenze zur Ukraine, für mich Neuland. Durch das wunderbare Naturschutzgebiet im Donaudelta fuhr ich zunächst ans Schwarze Meer und bis Odessa.

Offene Menschen, schikanöse Grenzen

In der Ukraine und in Moldawien traf ich trotz sprachlicher Probleme überall auf gastfreundliche, hilfsbereite Menschen. So führte mich jemand lange durch eine Stadt bis zu einem Hotel (das als solches nicht zu erkennen war, der Tourismus für Leute aus dem Westen existiert praktisch nicht, kaum jemand spricht Englisch) und regelte gleich am Empfang meinen Aufenthalt, verschiedentlich wurde ich zu einem Glas Wein oder gar zum Nachtessen eingeladen, wie wenn es das Selbstverständlichste wäre. Zwei Restaurants öffneten extra für mich nochmals die schon geschlossene Küche.

Natürlich wollte ich auch durch Transnistrien fahren, das offiziell zu Moldawien gehört, aber russisch besetzt ist. Am Zoll wurde mir an fünf Schaltern hintereinander der Pass abverlangt, am sechsten bekam ich dann eine „migration card“, natürlich in kyrillischer Schrift, die mich berechtigte, eine Woche im Land zu bleiben. – Transnistrien ist ein besonderes Pflaster: eigene, aber von keinem Land anerkannte Regierung, eigene Währung, man muss überall bar bezahlen, nirgendwo Bankomaten oder Kartenterminals, vieles erinnert an vergangene Sowjetzeiten. Aber auch hier erwiesen sich die Menschen als sehr spontan und hilfsbereit.

Überblick

Route: Von Feldkirch nach Debrecen mit dem Zug; mit dem Rennvelo und minimalem Gepäck in dreieinhalb Wochen 2‘788 km Strecke und 15‘877 Höhenmeter bergauf durch Rumänien, den Südwesten der Ukraine, Moldawien, die Slowakei, bis Wien; von dort Heimreise mit dem Nachtzug.

Tipps für Velofahrer: wichtige Ersatzteile und Werkzeug mitnehmen; in Sachen Strassenzustand, Auto- und Lastwagenverkehr muss man sich an einiges gewöhnen; ich werde diese Länder trotzdem wieder besuchen.

Mit dem öV? – Ja, eine solche Reise lässt sich mit einiger Improvisation auch ohne Velo machen; Bahn- und Busverbindungen findet man z. B. bei der DB, der ÖBB oder bei checkmybus.de (das Umschreiben kyrillischer Ortsbezeichnungen in lateinische Schrift erfordert etwas Fantasie und Ausprobieren).

Highlights: Tag für Tag in allen Ländern die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen; die Karpaten, das Naturschutzgebiet im Donaudelta, reiche Geschichte und Kultur; die Strassen in der Ukraine (selbst Hauptstrassen teilweise so mit tiefen Schlaglöchern übersät, dass ich, zickzackfahrend, manchmal schneller war als die Autos).
Eine für mich fremde Welt voller Überraschungen und überwältigender Gastfreundschaft.

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