Winterreise in den Norden samt einer ganz besonderen Zugabe

Autor: Christoph Wydler

Wo: Finnland, Estland, Russland

Reiseroute:

  • Nachtzug Basel - Hamburg
  • Tageszüge via Kopenhagen nach Stockholm
  • Fähre von Stockholm nach Turku
  • Tageszug und Nachtzug via Tampere nach Rovaniemi
  • Tageszüge retour nach Helsinki
  • Fähre nach Tallin (Abstecher nach Tartu per Bus)
  • Fähre nach St. Petersburg und zurück nach Helsinki
  • Rückfahrt via Turku - Stockholm -Hamburg (wie Hinfahrt)

Dauer: Insgesamt 16 Tage

Kosten: Ca. 550 € (Rentnerpreis Finnland)

Nachdem wir Finnland im Sommer bereist hatten, schien es mir reizvoll, dort das Polarlicht zu bestaunen. In Rovaniemi, einer Stadt am Polarkreis, gibt es ein Hotel, das allein auf der Rückseite eines kleinen Hügels liegt und deshalb vom störenden Licht der Stadt abgeschirmt eine gute Beobachtung ermöglicht. Darauf fiel meine Wahl. Die Reise soll selbstverständlich mit Zug und Schiff unternommen werden.

In Nacht- und Tageszügen bis Stockholm

Von der Chorprobe gings direkt zum Bahnhof, wo ich den Liegewagen nach Hamburg bestieg. Nach einem Kaffee reiste ich mit dem ICE weiter nach Kopenhagen. Bei der Weiterfahrt von Deutschland nach Dänemark verschwindet der Zug in ganzer Länge im Bauch der Fähre.  

Ab Kopenhagen fahren die Hochgeschwindigkeitszüge nach Stockholm, wo ich abends um halb acht eintraf. Bis hierhin kostete mich die ganze Fahrt damals 95 Euro, ein Preis, der billiger war als jeder Flug, aber leider heute nicht mehr zu haben ist. Dies nicht zuletzt, weil die DB die Nachtzüge nicht mehr selber betreibt.

Mit der Fähre von Stockholm nach Turku

Da die Fähren nach Finnland bereits abgefahren waren, buchte ich eine Kajüte auf der umgebauten Luxusjacht „Mälardrottningen“, die früh am Morgen losfuhr. Mit einem Schlafmanko nach einer kurzen Nacht lohnt sich eine Kabine, die bei einer Fahrt am Tag nicht teuer ist. Spätnachmittags dann Ankunft in Turku, ganz nahe beim Bahnhof, wo ich den Zug nach Tampere bestieg (Fahrpläne in Finnland).

Günstige Fahrt mit viel Komfort in Finnland

Beeindruckt haben mich die kleinen Lifte an jedem Ende der Wagen für die Minibar, welche so beide Etagen der Doppelstöcker bedienen kann. In Tampere, schön gelegen zwischen zwei Seen, besuchte ich das grosse Museum, das in alten Industriehallen eingerichtet wurde.

Am Abend gings zum Bahnhof, wo der Nachtzug nach Rovaniemi wartete. Zwei fensterlose Wagen am Schluss des Zuges weckten mein Interesse. Sie dienen dem Transport von Autos. Dass diese in geschlossenen Wagen transportiert werden, leuchtet angesichts der zu erwartenden frostigen Temperaturen ein. Trotz des hohen Komforts – Liegeplätze in Zweierkabinen mit Schrank und Lavabo, Duschen in den Wagen, Barwagen im Zug – sind die finnischen Nachtzüge nicht teuer. Ältere und junge Leute erhalten übrigens in allen skandinavischen Ländern Ermässigung.

Erlebnisreicher Aufenthalt auch ohne Nordlichter

Leider erfüllte sich der angestrebte Reisezweck nicht. Während tagsüber schönstes Wetter mit golden leuchtendem Wintersonnenschein herrschte, bedeckte sich der Nachthimmel jeden Abend, sodass ich vom Polarlicht nichts zu sehen bekam. Dennoch wurden Langlauftour, Schlittenhundefahrt und das arktische Museum, wo über die Bedrohungen dieser Erdgegend ausführlich informiert wird, zu einem lohnenden Aufenthalt. Auf ein Nachtessen im „Restaurant Monte Rosa“ konnte ich natürlich nicht verzichten. Die Weiterreise plante ich von hier an ad hoc.

Weiter nach Tallin

Die Zugfahrt nach Helsinki unternahm ich am Tag, um die Gegend zu erleben. Zu sehen bekommt man allerdings fast nur Föhrenwälder, da meist ein gehöriger Abstand zu den schönen Seen eingehalten wird. Das nächste Ziel war dann Estlands Hauptstadt Tallinn. Die Fähr-Ueberfahrt (www.tallinksilja.de, www.vikingline.de) dauert nur zwei Stunden, aber nachts kann man eine Kabine buchen, womit sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden lässt. Besonders lohnend ist die „Silja Europa“, wo ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm geboten wird und die Kabine lediglich 32 Euro kostet. War mir diesmal leider nicht beschieden, weil das Schiff um diese Zeit jeweils für Maturafeste gechartert wird.

Als nächstes besuchte ich die Universitätsstadt Tartu mit ihrem schönen Rathausplatz, der allerdings eine einzige Eisfläche war. Hinfahrt aus fahrplantechnischen Gründen per Linienbus, die Rückreise dann mit einem „Flirt“ von Stadler. Die Bahnhofsangestellte verkaufte nicht nur Tickets sondern auch Kaffee, den sie mit der gleichen Schweizer Maschine braute, die auch bei uns in der Küche stand.

Visumsfrei nach St. Petersburg

Schon in der Schweiz fand ich zufällig heraus, dass St. Petersburg visumfrei für 72 Std. besucht werden darf, wenn man mit dem Schiff der St. Peterline anreist. Zufällig passten die Fahrpläne exakt in mein Reiseprogramm, sodass ich von Tallinn nach Russland aufbrach. Preis der Kabine 24 Euro. Eine „Stadtrundfahrt in einer Gruppe“ muss dazu gebucht werden, als solche zählt jedoch bereits der Bustransfer von der Fähre ins Zentrum!

St. Petersburg im Februar ist ein ganz besonderes Erlebnis. Die Tage sind bereits recht lang, aber die Sonne steht tief, so dass die Stadt ganztägig wie im goldenen Abendlicht erscheint, was die vielen goldenen Türme und Zwiebeltürmchen noch goldiger leuchten lässt. Touristen fehlen weitgehend, man marschiert ohne Warteschlange in die Eremitage und kann das berühmte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast in Puschkin ganz für sich alleine haben!

Mit Fähre und Zug nach Hause

Nach drei wundervollen Tagen trat ich mit der Fähre nach Helsinki die Rückreise an. Sie blieb erst mal im Eis stecken und musste deshalb den gefrorenen Fährhafen im Rückwärtsgang verlassen. Über Stockholm (Fähre ab Turku) und Tagzug nach Hamburg erreichte ich am darauffolgenden Morgen mit dem Nachtzug wieder die Schweiz.

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